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Auswahl der Schalen für die Züchtung von Bonsaipflanzen – Größe und Form derGefäße
Am Anfang unserer Miniserie über die Bonsaigefäße kommen wir zu einer Grundsatzentscheidung.
Diese besteht in der Wahl der richtigen GRÖSSE UND FORM
Im weiteren handelt es sich um Ausstellungsbäume,
die sich nicht im Stadium der anfänglichen Züchtung befinden, wo die
Schalengröße den Züchtermöglichkeiten unterworfen ist. Was die definitive
Größe einer Schale angeht, so wird diese für angemessen befunden, wenn die
Höhe dem Durchmesser des Stamms an der Sohle entspricht. Die Länge sollte
ungefähr zwei Dritteln der Baumhöhe entsprechen.
Diese Regeln sind lediglich zur Orientierung. Es besteht keine Notwendigkeit sich unbedingt
an diese Regeln zu halten, aber es ist gut diese zu kennen.
Es existieren auch Formen der Züchtung, die vollkommen abweichen.
Beispielsweise Kaskaden, Halbkaskaden, Landschaften, kleine Wälder und Gruppen.
Hierbei werden von den Züchtern absichtlich sehr tiefe oder im Gegenteil sehr flache Gefäße
verwendet. Oftmals reichet ein flacher Stein bereits aus.
Entscheidend ist ein Milieu zu schaffen, dass den natürlichen Bedingungen
der Bäume entspricht. Bei den Kaskaden und Halbkaskaden stellt
eine äußerst tiefe Schale eine dramatische Felsenlandschaft dar. Die Gefäßhöhe ist
ein Kompositionselement zur Gestaltung eines wunderschönen „Wasserfalls“ in der
Kaskade.
Das genaue Gegenteil wird bei der Gestaltung von Landschaften, kleinen Wäldern und Gruppen
benötigt. Der Betrachter sieht nicht mehr detailliert jeden Baum an. Er hat in seinem Blickfeld eine
ausgeweitete Naturlandschaft vor sich. Den Eindruck einer Landschaft erzeugt lediglich ein sehr
flaches Gefäß, dass kaum wahrgenommen wird und welches dem Betrachter " einen räumlichen
Eintritt gewährt. Für diese Ausdrucksart sollte eine verhältnismäßig breite Schale,
damit ausreichender Platz zur Bildung einer Landschaft zur Verfügung steht,
verwendet werden.
Bei den Gruppen können gegenteiliger Weise enge Schalen verwendet
werden. Es geht nicht darum, eine Tiefe, sondern ein größeres Detail darzustellen.
Bei der Wahl der richtigen Bonsaischale sollte zu erst klargestellt werden,
welche Form und welchen Charakter unser Baum hat. Eine Grundregel zur
Bestimmung ist das sogenannte OPTISCHE GEWICHT der Pflanze.
Diesel wird durch die Form der Pflanze geprägt. Wir beurteilen, wie das Gesamtbild auf
uns wirkt. Hat der Baum einen Ausdruck von Kraft, ist er majestätisch und
von Festigkeit geprägt, ist der Stamm schwer, kräftig und mit einer groben
Borke und sind die Äste gabelförmig, wird dieser Baum einen anderen
Gefäßtyp benötigen, als ein schmaler, subtiler Baum, der über eine
Rundkrone und eine glatte Rinde verfügt. Allgemein kann festgestellt
werden, dass Laubbäume ein kleineres optisches Gewicht haben als immergrüne
Nadelbäume. Diese sind leichter, heller und freundlicher im Eindruck als
Koniferen. Von diesen, geht im Gegensatz zu den anderen, ein Gefühl von
Ruhe, Stabilität und Würde aus. Der Ausdruck ist grob und massiv. Die
Eigenschaften des Baumes muss auch dessen Gefäß haben. Wenn wir uns die
Gefäßauswahl einfacher gestalten wollen, dann platzieren wir Laubbäume
einfach in ovale und Nadelbäume in eckige Schalen. Genau wie bei Menschen
der Charakter unterschiedlich ist, gilt dieses auch bei den Pflanzen. Zu
jeder passt etwas anderes. Deshalb existiert eine große Menge an Übergangsformen.
Der Grundausdruck, optisch schwere Form, wird durch verschiedene Art und Weisen leichter
gestaltet.
Auf dem Bild Nr. 1 ist zu sehen, wie sich bei einem Blick von oben das
Gewicht des Gefäßes verkleinert. Dieses geschieht durch das Abziehen der
Kanten, die Abrundung und Erweichung der Konturlinie. Im Oberen Bereich ist
ein strenges Rechteck, dass nachunten hin im Eindruck leichter wird. Das
Ergebnis und vom Gefühl her das leichteste, ist ein Oval. Das gleiche gilt
für den Übergang von einem Quadrat zu einem Kreis. Siehe Bild Nr. 2. Jede
der Formen hat eine eigene „Gewichtskategorie“.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Seitenkontur des Gefäßes.
Auch bei einem seitlichen Anblick empfinden wir verschiedene
Gewichtsstufen. Eine Gewichtsverkleinerung erzielen wir durch verschiedene
Art und Weisen:
DIE VERKLEINERUNG DER BASIS
Je kleiner die Basis der Schale, um so kleiner ist die Robustheit. Auf dem Bild Nr. 3
senkt sich das Gewicht zweier Formtypen stufenweise ab. Immer von oben nach
unten. Eine gesetzte Form ist immer leichter. Die Untersten Gefäße sind fast
tellerförmig. Diese könnten ein harmonisches Ganzes mit einer Pflanze,
die einen schmalen, subtilen und leichten Stamm besitzt, bilden.
FORMABSCHLUSS
Eine bedeutende Absenkung des optischen Gewichts wird durch eine Abrundung und
den Abschluss der oberen Schalenlinie erzielt. Ein breit geöffnete Form,
siehe Bild Nr. 4, vermittelt das Gefühl der größten Masse. Mit dem Abschluss
wird dieses wiederum leichter. Bonsaipflanzen mit einem leichteren, schmalen
Stamm sollten in nach innen hin abgerundete Gefäße gepflanzt werden.
DIE SCHWERPUNKTVERLAGERUNG NACH OBEN
Mit einer Schwerpunktverlagerung aus dem unteren in den oberen Bereich der Schale,
kommt es zu einer Gewichtsabnahme. Das Gefäß steht mit seinem Gewicht
weniger auf dem Untersetzer. Die Form ist mehr gespannt und eleganter.
OPTISCHE ABSENKUNG
Je niedriger die Schale in ihrer Proportion, desto mehr vermittelt diese ein leichteres
Gefühl an Gewicht. Die Höhe des Gefäßes kann optisch durch eine horizontale Trennung
gesenkt werden. Sich wiederholende parallele Linien verlängern die Form immer in
der jeweiligen Richtung, in der diese verlaufen. Damit wird der
Gesamteindruck niedriger. Bei Vertikalen – z.B.: bei Kaskaden – kommt es zu
einer Verjüngung. Zu diesem Ergebnis gelangt man durch die Verwendung von
verschiedenen Bändern, Streifen, Kartuschen, Rinnen und Rillen.
DER EINFLUSS DES RANDES AUF DEN CHARAKTER DES GEFÄßES
Durch eine stufenweise Betonung der Schalenränder erzielen wir eine Zunahme des
visuellen Gewichts. Auf dem Bild Nr. 7 sehen wir zwei Trios von
Basisformen. Die oberen drei Schalen sind offen, das untere Trio ist im
Gegensatz dazu geschlossene Gefäßtypen. Bei beiden können wir
nachvollziehen, wie bei einer Randverstärkung auch deren optisches Gewicht
zunimmt.
DIE AUSWIRKUNG VON FÜßEN AM GEFÄß
Eine eigene Rolle beim Bestimmen des Schalencharakters
spielen auch die Füße. Beispielsweise handelt es sich um deren Platzierung.
Das Gefäß wird durch das Verlaufen der Füße unter die eigentliche
Grundform leichter – siehe Bild Nr. 8. Die schwerste Variante steht
oben – die Füße sind auf gleicher Höhe, wie die Kontur der Schale.
Einen bedeutenden Einfluss hat auch deren Länge und Höhe. Je länger und niedriger,
desto größer das Gefühl des Gewichts und der Stabilität (Bild 9).
Den Charakter der Schale ergänzen auch verschiedene, gestalterische Elemente der Füße.
Eine schwere Pflanze benötigt eine voluminöse Schale mit ganz schlichten Füßen. Mit einem steigenden
Gefühl an Leichtigkeit und Eleganz der Bonsaipflanzen kann die
Formkomplexität der Füße an der Schale steigen. Mit der Leichtigkeit, der
Pracht und der feinen Detailausarbeitung wird die Gesamtkomposition
des Werks leichter gemacht.
Schalenfarbe
In diesem Artikel werden wir uns mit der richtigen FARBWAHL der Bonsaischale befassen.
Wie bereits oft angeführt, bilden das Gefäß und die Pflanze ein Ganzes.
Die Beziehung muss hinsichtlich der Form und Farbe harmonisch sein. Eine Perfektion kann
durch die Wahl eines Farbtons erzielt werden, der sich in Harmonie mit der Baumfarbe
befindet und der gleichzeitig dessen Charakter wiederspiegelt und untermalt.
Der Farbton hat nicht nur eine dekorative, sondern auch eine psychologische
Funktion. Der Züchter sucht nach gleichen Charakterelementen der Pflanze und der Schalenfarbe. Ein
Anhaltspunkt ist wiederum die Bestimmung des OPTISCHEN GEWICHTS der
Pflanze. Dieses ist durch die Form gegeben.
Hat der Baum einen Ausdruck von Kraft, ist er majestätisch und von
Festigkeit geprägt, ist der Stamm schwer, kräftig und mit einer groben
Borke dann wird dieser Baum einen dunkleren, ernsthaften und schwereren
Farbton benötigen. Bäume mit schlankem, leichten Ausdruck, mit fein
verzweigtem Geäst und glattem Stamm benötigen eher das Gegenteil. Allgemein
kann festgestellt werden, dass Laubbäume ein geringeres optisches Gewicht
aufweisen haben als Koniferen. Der Ausdruck der Blätter ist lebendiger,
heller und fröhlicher als die Baumkrone der Nadelbäume. Bei diesen respektieren
wir Ruhe, Stetigkeit und Würde.
Für eine Veranschaulichung führen wir eine unverbindliche Tabelle mit
Beispielen für den Pflanzencharakter und entsprechende Schalenoberflächen an.
Tabelle Nr. 1 |
Gefäßoberflächencharakter | Charakter der Pflanze |
dunkel, unglasiert, grob bis sehr grob | Optisch schwerer Nadelbaum, dramatische Form |
dunkel, unglasiert, geglättete Oberfläche | Nadelbaum mit leichtem Stamm |
dunkel, matte Glasur | Nadelbaum mit leichtem Stamm |
hell, unglasiert,geglättete Oberfläche | Optisch schwerer, laubabwerfender Laubbaum, nadelnabwerfender Nadelbaum |
hellere, matte Glasur | Laubbäume des Innen- und Außenbereichs, nadelnabwerfender Nadelbaum |
glänzende Glasur | Immergrüne Pflanzen mit glänzenden Blättern, attraktiven, farbigen Blättern oder Blüten |
Bei den Farben wird zwischen der SÄTTIGKEIT
und der HELLIGKEIT unterschieden.
Die Helligkeit bestimmt die Platzierung der Farbe auf der Skala von Weiß bis Schwarz.
In der Bonsaizüchtung wird sehr vorsichtig mit ungebrochenen satten Tönen gearbeitet.
Die Farben der Gefäße dürfen keinesfalls von der Betrachtung der Pflanze ablenken. Die gleiche
Regel wird auch hinsichtlich der Helligkeitsqualität angewendet. Die Verwendung eines sauberen
weißen oder eines tiefschwarzen Tons ist problematisch. Je farblich intensiver der Baum ist, desto
intensiver kann die verwendete Schale sein.
Damit das Verhältnis Baum-Schale
nicht bis zur Monotonie ausgeglichen ist, empfehlen wir die Verwendung
eines ein wenig satteren Tons der Schale.
Eine intensivere Einfärbung wählen wir bei blühenden Pflanzen, die intensiv
verfärbte Blätter bzw. Früchte haben oder bei Bonsaiminiaturen ( MAME), wo
die Gefäßfläche sehr klein ist und die feine Komposition Aufmerksamkeit auf
sich ziehen sollte.
Eine farbliche Harmonie kann auf zwei Arten erzielt werden:
durch die farbliche Ähnlichkeit oder den farblichen Kontrast.
SCHALENAUSWAHL LAUT DER FARBLICHEN ÄHNLICHKEIT
Hierbei handelt es sich um die gängigste Art des schöpferischen
Herangehens. Der Bonsaizüchter sucht ähnliche Farbtöne laut der Baumkrone
oder dem Baumstamm. Meistens geht man von der Farbe des Baumstamms aus.
Es kann natürlich nicht die Aussage gemacht werden, dass die Bäume
lediglich einen braunen Stamm besitzen. Der empfindliche Betrachter findet
einen großen Menge an grauen, violetten, ocker und anderen Farbtönen. Die
Farbe des Stammes geht über in die Baumkrone und dadurch kommt es zu einer
vollkommenen Verbindung ähnlicher Töne der Schale mit dem Stamm bis hin zur
Krone der Bonsaipflanze.
Es besteht die Frage ob man lediglich von der Farbe der Blätter bzw. Nadeln
ausgeht. Fade erscheinen Bäume mit einer massigen grünen Baumkrone in
Gefäßen gleicher Farbtöne. Die Blattfläche wird durch einen mittleren
Hauptton grüner Farbe gebildet. Mehr von dieser Farbe würde in der
Empfindung nicht mehr tragbar sein. Bei der Schalenauswahl richten wir uns
nach den Nebentönen graugrün, graublau, gelbgrün oder silbern,
die in kleinerem Umfang vertreten sind.
SCHALENAUSWAHL LAUT DEM FARBLICHEN KONTRAST
Nunmehr gehen wir einen etwas anstrengenderen
Weg um die farbliche Harmonie zu finden. Ziel ist jetzt nicht
mehr einen ähnlichen Ton zu einem anderen zu
finden, sondern wir versuchen zwei unterschiedliche Töne in Einklang zu
bringen.
In der Bonsaipraxis gehen wir diesen Weg, wenn es sich um Bäume mit sehr
farbintensiven Blättern (z.B.: Japanischer Ahorn), Blüten oder Früchten
handelt. Zu deren Farbsystem wird eine Komplementärfarbe der Schale
gesucht, die deren typische Verfärbung noch mehr unterstreicht und betont.
Wir wenden die Farbe nicht nur dekorativ, sondern auch psychologisch an.
Wir unterstreichen den Teil der Pflanze, der die entsprechende Art
besonders charakterisiert.
Mit der Farblehre
haben sich in der Geschichte eine Reihe von Physikern, Chemikern,
Philosophen und Künstlern beschäftigt. Als Beispiele können bekannte
Persönlichkeiten, wie Newton, Ostwald, Delacroix, Itten, Klee benannt
werden und sogar der große Goethe schrieb 1810 seine Farbenlehre. Hier
besteht die Möglichkeit anzusetzen. Die oswaldsche Farbenunterteilung,
ausgedrückt durch einen Kreis, hat sich am besten bewährt. Siehe Bild Nr. 1.
Dieser setzt sich aus den Spektralfarben zusammen, die bei der
Lichtbrechung eines Sonnenstrahls durch ein gläsernes Prisma entstehen (in der Natur der sogenannte Regenbogen).
Es werden drei Grundfarben unterschieden - Gelb, Blau, Rot, und drei
abgeleitete Farben, die durch die Mischung entstehen - Grün, Orange und
Violett. Alle sind so aufgereiht, dass diese kontinuierlich ineinander
übergehen.
Eine Harmonie aufgrund des farblichen Kontrasts erzielt man in dem
Farbpaare ausgesucht werden, die sich im Farbkreis einander gegenüber befinden.
Dieses sind Rot - Grün, Gelb - Blau, Orange - Blaugrün, Gelbgrün - Violett. Diese werden
als Ergänzungsfarben bezeichnet
(Komplementärfarben).
Laut dem Gesetz des simultanen Kontrasts wirken zwei Komplementärfarben
nebeneinander gelegt so, dass jede einen Teil der anderen annimmt und somit ein sich potenzierendes
Paar gebildet wird. Diesen Effekt nennen Addition von Farben. Die praktische Anwendung kann der
folgenden Tabelle Nr. 2 entnommen werden
Tabelle Nr. 2 |
Baumcharakter | Glasurfarbe |
Rote Blätter des Japanischen Ahorns | grünblaue Glasur |
Apfelbaum mit roten Früchten | Grüne Glasur |
Mispel mit orangen Früchten | Blaugrüne Glasur |
Gelbe Blätter des Japanischen Ahorns | Gebrochene, blaue Glasur |
Leicht violette Blüten der Wistarie | Leichte gelbgrüne, gebrochene Glasur |
Weißdorn mit roten Blühten | Grüne Glasur |
Gelb blühendes Fingerkraut | Blaue Glasur |
In der Bonsaischöpfung werden
zumeist keine reinen Farben, so wie diese auf dem oswaldschen Kreis
aufgeführt sind, verwendet. Die Farbintensität wird entsprechend der
Farbintensität der Pflanze, für die das Gefäß bestimmt ist, niedergesetzt.
In der Malerpraxis erzielt man dieses durch die kontinuierliche Zugabe von
grauer Farbe.
Bei der Wahl von geeigneten Kombinationen an Komplementärfarben kann nicht
mit einer geometrischen Genauigkeit vorgegangen werden. Es ist hier
vielmehr von einer individuellen, sensiblen
Vorgehensweise des Züchters abhängig. Die Farbempfindung muss entwickelt
werden. Ein schöpferischer Mensch sucht dafür Gelegenheiten in der Natur,
an Ausstellungen und in der Literatur.
Bild Nr. 2: Ein schönes Beispiel einer sensiblen Farbauswahl des Gefäßes aufgrund der farblichen Ähnlichkeit
Bild Nr. 3: Ein Beispiel für Harmonie aufgrund des farblichen
Kontrasts. Die gelborange Farbe der Blätter wird durch die blaue Schale
potenziert.
Die Photographie wurde aus der Zeitschrift bonsai art übernommen.
Auf dem Weg zur Harmonie wünsche ich Ihnen, dass Ihre Bemühungen zu einem
ständigen, schönen Spiel werden.
Bonsaischalen mit Dekor
Beim Nachdenken hinsichtlich der Auswahl eines Gefäßes für
die entsprechende Bonsaipflanze ist die Überlegung grundlegend, in welchem Maß
dekorative Elemente geeignet sind.
Eine Warnung sollte an dieser Stelle ausgesprochen werden, dass eine
intensive Gestaltung die Aufmerksamkeit von der Pflanze ablenkt. Das Gefäß
sollte vor allem seine Funktion erfüllen. Diese besteht in der
Platzbildung, dem Schutz, der Sicherstellung von ausreichender Feuchtigkeit
und Nährstoffen, des Wurzelballens. Schließlich wird dadurch auch eine
bestimmte Atmosphäre einer natürlichen Umgebung dieser Pflanze
vermittelt. Eine richtig gewählte
Bonsaischale hat auch einen dekorativen Wert ohne die Verwendung von Dekor.
Wir empfehlen keine selbstnützigen, formalen Verzierungen zu
verwenden. Einige Schöpfer leiden unter einem Gefühl von
Unzulänglichkeit beim Anblick auf eine schlichte, saubere Form mit schöner
Oberfläche. Es überwiegt bei diesen Menschen der Drang „leeren Raum“
von oben nach unten, von links nach rechts, je mehr desto besser
aufzufüllen. Damit erhöht sich in deren Augen der Wert des Produkts. Im
Unterbewusstsein dieser Menschen besteht anscheinend ein überdauernder
Einfluss von historischen Pseudostilen des 19. Jahrhunderts. Bewundert
wurden längst vergangene Epochen der Gotik, Renaissance und des Barock.
Eine häufige und manchmal bereits geistlose Formenlehre und dekorative
Elemente führten zu dem verwurzelten Gefühl, in dem das Verlangen nach Schönheit
mit der Menge an Dekorelementen verschwimmt.
Der sich beschleunigende Lebensrhythmus des 20. Jahrhunderts bringt andere ästhetische Werte
mit sich. In den Vordergrund gelangt vor allem die Funktionalität und die
Bewunderung der schlichten, zweckdienlichen Form. Das Schmückwerk ist die
selbige Oberfläche des edlen Materials. Das moderne europäische Design
findet an übermäßigen Details kein gefallen. Anders kann dieses jedoch in
z.B. einigen asiatischen Ländern sein. In denen die traditionelle Lebensart
überdauert.
Die schöne Verbindung einer alten Tradition mit modernem Verständnis von
Ästhetik spiegelt sich heute auf japanischer Keramik wider.
Unter dem Dekor verstehen wir
die schöpferische Lösung von flachen Gefäßen. Dieses kann rein
flächenbezogen sein, grafische und malerische Mittel ausnutzten. In diese
Kategorie gehören verschiedene Techniken des Stechens, einfarbiger
Federzeichnungen, Pinselzeichnungen, Kaligraphie oder ausgesprochen
malerischer Tätigkeiten. Traditionell ist auch die plastische Verzierung,
die eher in den Bereich der Bildhauerkunst gehört.
Bei der Auswahl sollte man immer
den Einklang zwischen dem Dekor und dem Charakter der Bonsaipflanze suchen.
Die Harmonie sollte immer aus der Sicht der Form und auch
des Inhalts
erzielt werden.
Aus dem Blickwinkel der Form –
wägt man die Eignung einer abstrakten Form unter der Ausnutzung von
geometrischen Elementen zur Verzierung ab (beginnend mit einer Flächenteilung
bis hin zu einem Ornament), aber auf der anderen Seite wählen wir mehr oder weniger
einen naturbezogenen Weg, der einen Teil der Natur nachahmt. Es liegt am
Schöpfer, dass er nicht durch die einfache, optische Beschreibung
der Tatsache befriedigt ist. Von der
Natur dürfen wir uns ihre gestalterischen Mittel ausleihen (Linien,
Flächen, Struktur, Farbe) und schöpfen muss man selbst auf der Grundlage
des eigenen tiefen Erlebnisses.
Es kommt sehr auf die Gesamtauffassung der Verzierungsform an. Hier kann
man sich auf einer breiten Skala beginnend mit einer grafischen, filigranen
Ausdrucksweise bis hin zu einer monumentalen, rasanten Ausdrucksform
bewegen.
Eine feine, leichte, lineare Zeichnung oder Malerei wir gut mit einem
subtilen Bonsaigewächs, mit elegantem Stamm, korrespondieren. Dem gegenüber
benötigt ein majestätischer Baum ein simpler aber monumentaler Dekor.
Insgesamt kann gesagt werden, dass
jede Verzierung der Pflanze eine Erleichterung bringt, der Pflanze ein
wenig Ruhe und Würde nimmt. Aus diesem Grund muss genau abgewogen werden,
ob dieses auch bei Schalen von Nadelbäumen Verwendung finden sollte. Es
wird auf jeden Fall empfohlen maximal
die Farbigkeit einzuschränken. Eher wählt man ein dezentes Ornament,
einen Stich oder die Zeichnung in dunkleren, gedämpften Tönen.
Malerisch gestaltete farbige Verzierungen passen besser zu blühenden
Bonsaipflanzen und Bäumen mit markanten Früchten. Eine breite
Anwendungsmöglichkeit befindet sich bei Komplementärpflanzen, die zur
Belebung von Ausstellungen oder in der Kategorie MAME verwendet
werden. Die verzierten Schalen dieser Gewächse verstärken das Gefühl von
Verspieltheit und Anmut.
Man sollte den Bezug nicht vergessen, der zwischen dem Baum und der INHALTLICHEN SEITE DES DEKORS
entsteht. Diese ist besonders bei Arbeiten chinesischer und japanischer
Maler zu sehen. Deren Kunst ist mit einer Symbolik verwoben, die zu
respektieren ist.
Bei der Kaligraphie besteht das gleiche
Problem. Der Textinhalt, wenn auch nicht für alle von uns verständlich,
sollte immer im Einklang mit der Pflanze sein.
Bei der Verwendung von verzierten Gefäßen sollte Bedachtsamkeit und Zurückhaltung
geübt werden. Die dekorativen Elemente sollten lediglich
die Form ergänzen und beleben. Verwendung sollten diese lediglich finden,
wenn der Schöpfer einen lebendigeren, ausdrucksvolleren Eindruck schaffen
möchte, als dass der Fall bei einer glatten Schale ist. Man sollte nur
einige Gefäße mit Dekor in der Sammlung haben. Diese sind vereinzelt und
außerordentlich und deshalb legen wir Wert auf einen erhöhten Ausdruck
ihrer ästhetischen Qualität. Es
sollte uns kein Seriendekor, Dekor in unendlichen Mengen, welches den
ursprünglichen Gedanken nicht beinhaltet, befriedigen. Zumeist handelt
es sich um Druck- oder formale Stichmuster. Unsere Bäume jedoch verdienen
das Beste.
Die oben dargestellten Bonsaischalen wurden im Atelier KLIKA & KUØÁTKOVÁ
gefertigt. Autorin des Dekors ist TAJ-ÜN Hejzlarová.
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